In der Digitalisierung des Gesundheitswesens gibt es zwei relativ neue Verfahren, die Kosten- und Verwaltungsprozesse in der Praxis vereinfachen sollen – und gleichzeitig den Service für Patient:innen erhöhen: die elektronische Ersatzbescheinigung (eEB) für gesetzlich Versicherte und der Online Check-in für privat Versicherte. In diesem Beitrag erfahren Sie, was diese Neuerungen bedeuten, worauf Sie als Praxis achten müssen – und wie Sie sie praktisch umsetzen können.
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Für wen?
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Zweck
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Elektronische Ersatzbescheinigung (eEB)
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Gesetzlich Versicherte (GKV), wenn die Gesundheitskarte nicht vorgezeigt werden kann oder nicht lesbar ist.
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Ersatznachweis der Versicherungsdaten (z. B. Krankenversichertennummer, Versicherungsstatus) auf elektronischem Weg über KIM in die Praxis.
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Online Check-in (OCI)
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Privat Versicherte (PKV), da diese keine eGK besitzen.
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Einmalige Übermittlung der Krankenversicherten-Nummer und weiterer Basisdaten an die Praxis – nötig z. B. für E-Rezepte und zur Befüllung der elektronischen Patientenakte.
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Warum wurden diese Verfahren eingeführt?
- Schnellerer und sicherer Versicherungsnachweis: Wenn Patient:innen ihre Gesundheitskarte nicht dabei haben oder diese nicht funktioniert, war bisher eine Papier-Bescheinigung oder Notlösung nötig. Mit eEB kann das digital und standardisiert erfolgen.
- Vermeidung von manuellen Fehlern / Vereinfachung des Prozesses: Die Daten der Versicherten werden digital übermittelt, was Tippfehler verringert und das Einpflegen erleichtert.
- Gesetzliche Verpflichtungen & Digitalisierung der TI (Telematikinfrastruktur): eEB ist seit Juli 2025 verpflichtend für Praxen und Krankenkassen in bestimmten Fällen.
Wie funktioniert das praktisch?
Die Praxis muss über einen KIM-Postfachanschluss verfügen und in der Lage sein, KIM-Nachrichten zu empfangen.
Die Praxisverwaltungssoftware muss die Funktion haben, die über KIM eingehenden Daten aus eEB oder Online Check-in einzulesen und zu verarbeiten. Falls das nicht der Fall ist, müssen Sie mit Ihrem Softwareanbieter klären, wann diese Funktion bereitsteht.
Die Praxis generiert eine individuelle QR-Code auf Basis der eigenen KIM-Adresse. Diesen QR-Code stellt man sichtbar in der Praxis (z. B. am Tresen) oder online auf der Praxis‐Website zur Verfügung. Patient:innen scannen ihn mit der App ihrer Krankenkasse bzw. PKV.
Informieren Sie Ihre Patient:innen darüber, dass diese Verfahren existieren, wie sie funktionieren und wann sie eingesetzt werden können. Auch das Personal in der Praxis sollte wissen, wie damit umgegangen wird (z.B. was zu tun ist, wenn ein QR-Code gescannt wurde und eine KIM-Nachricht eingegangen ist).
Ablauf für Patienten
Patient öffnet die App ihrer GKV oder PKV, sofern das Verfahren unterstützt wird.
Die Person scannt vor Ort (oder ggf. im Voraus) den QR-Code der Praxis.
Zustimmung zur Datenübermittlung: Name, Geburtsdatum, Krankenversichertennummer etc. werden der Praxis über eine KIM-Nachricht übermittelt.
Praxis erhält die Nachricht, prüft sie kurz und übernimmt die Daten ins System.
Wichtige Hinweise & Grenzen
- Rechtliche und vertragliche Grundlagen: Für gesetzlich Versicherte ist der Anspruch auf Ersatzbescheinigung im Papierformat nach § 19 BMV weiterhin gegeben. Das digitale Verfahren ersetzt nicht alle bisherigen Regelungen.
- Pflicht zur Annahme: Seit Juli 2025 sind Praxen und Krankenkassen verpflichtet, eEB anzunehmen, wenn die Gesundheitskarte nicht zur Verfügung steht.
- Kein Zugriff auf ePA über eEB: Wenn eEB verwendet wird, erhält die Praxis nicht automatisch Zugriff auf die gesamte elektronische Patientenakte. Es handelt sich primär um einen Versicherungsnachweis.
- Teilweise Aussetzung / Sicherheitsaspekte: Es gab Berichte, dass das Verfahren zur eEB vorübergehend teilweise ausgesetzt wurde, z. B. wegen Sicherheitsbedenken (z. B. gemeldet vom CCC) – etwa eine Schwachstelle im Verfahren.
- Freiwilligkeit bei Privatversicherten: Der Online Check-in ist freiwillig, soweit die PKV und die Versicherten-App das Verfahren anbietet. Nicht alle privaten Krankenversicherungen haben es schon eingeführt.
Wichtige Hinweise & Grenzen
Die elektronische Ersatzbescheinigung und der Online Check-in sind sinnvolle digitale Ergänzungen, die Versicherten und Praxen viele Vorteile bringen – wenn Praxis und Technik gut vorbereitet sind. Für gesetzlich Versicherte bedeutet eEB Sicherheit, wenn die Gesundheitskarte nicht greift; für Privatversicherte bringt der Online Check-in Zugang zu digitalen Anwendungen, die ohne KVNR nicht möglich sind.
Wenn Sie als Praxisbetreiber:in oder Leitung eines MVZ oder Einrichtung Unterstützung brauchen (technische Anbindung, Kommunikation mit Software-Hersteller, Patienteninformation), helfen wir Ihnen gern weiter.