TI-Anbindung für Hebammen

Alles, was Sie jetzt wissen müssen

Zwischen Hausbesuchen, Rufbereitschaft und Dokumentation bleibt wenig Luft für Extra-Bürokratie.

Das hören wir oft von Hebammen. Genau hier setzt die Telematikinfrastruktur (TI) an: Sie schafft sichere, digitale Wege, die Abläufe verschlanken und die Zusammenarbeit mit Ärzt:innen, Kliniken und Krankenkassen vereinfachen.

In diesem Beitrag beantworten wir die wichtigsten Fragen zur TI-Einführung für Hebammen: verständlich, alltagsnah und praxisorientiert.

Inhalt

Was ist die TI überhaupt?

Die Telematikinfrastruktur ist das sichere digitale Netzwerk des deutschen Gesundheitswesens. Über definierte Anwendungen (z. B. KIM – Kommunikation im Medizinwesen, ePA – elektronische Patientenakte, perspektivisch TI-Messenger) tauschen Leistungserbringer medizinische Informationen verschlüsselt und rechtskonform aus.

Das Ziel: schneller, weniger Papier, weniger Medienbrüche.

Warum betrifft die TI auch Hebammen?

Hebammen sind zentral in der Versorgung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Mit der TI können Sie Befunde sicher erhalten, Anfragen digital klären und Abrechnungen effizienter einreichen ohne Fax und Postwege. Für Hebammen sind u. a. KIM (sicherer E-Mail-Dienst innerhalb der TI) und Leserechte in der ePA mit Einwilligung der Mutter besonders relevant.

Ab wann ist die Anbindung verpflichtend?

Nach geltender Rechtslage sieht § 360 Abs. 8 SGB V den verpflichtenden Anschluss der Heilmittelerbringer (dazu zählen u. a. Physio-, Ergo-, Logo-Praxen – häufig in den gleichen Zeitplänen genannt wie Hebammen) zum 01.01.2026 vor.

Brancheninformationen und Verbandsmeldungen bestätigen diese Zielmarke: zugleich wird politisch über eine spätere Frist diskutiert (zuletzt stand eine Verschiebung auf den 01.10.2027 im Raum).

Unsere Empfehlung: vorbereiten, als gelte 2026, damit Sie nicht unter Zeitdruck geraten.

Was bringt die TI im Hebammen-Alltag?

Auch wenn „TI“ technisch klingt, spürbar ist sie im Ablauf. Typische Vorteile:
  • Weniger Papier & Wege: Dokumente digital senden/empfangen statt faxen oder per Post.
  • Sichere Kommunikation: KIM stellt einen geschützten Kanal zwischen berechtigten Partnern bereit.
  • Besser vernetzt: Schnellere Rückfragen mit Ärzt:innen/Kliniken, perspektivisch auch per TI-Messenger (TIM).
  • ePA nutzen: Mit Einwilligung der Mutter Befunde/Pläne einsehen – ohne endloses Zettel-Scannen.

Diese Routineaufgaben werden mit TI leichter

So verändert die TI konkrete To-dos:

  • Arztbrief sicher anfordern/übermitteln (z. B. Rücksprache mit Gynäkologie/Pädiatrie) ⇨ KIM statt Fax/Brief
  • Rückfragen „zwischendurch“ klären (Medikationshinweise, Terminabstimmungen mit Klinik) perspektivisch TI-Messenger statt Telefon-Pingpong.
  • Abrechnungsunterlagen digital einreichen schneller, nachvollziehbar, ohne Papierstapel
  • Befunde/Impfstatus/Pläne einsehen (mit Einwilligung): ePA-Leserechte unterstützen Beratung & Verlaufskontrolle
  • Geburts- & Wochenbett-Dokumentation strukturiert ablegen weniger Medienbrüche zwischen Praxissoftware, Klinik und Ärzteschaft (KIM/ePA)
  • Termin- und Kursorganisation ⇨ digitale Wege reduzieren Rückfragen (in Kombination mit Ihrer Praxissoftware)
  • Hausbesuch unterwegs mobile Nutzung der TI-Dienste (TIM perspektivisch auf Smartphone/Tablet)

Welche Voraussetzungen brauche ich als Hebamme?

Für den Anschluss benötigen Sie je nach Setting (freiberuflich, Praxis, Geburtshaus):

  • eHBA (elektronischer Heilberufsausweis) zur sicheren Identifikation und qualifizierten Signatur
  • SMC-B (Institutionskarte) – für Praxen/Geburtshäuser
  • TI-Zugang (heute meist via Konnektor/VPN; bei TI 2.0 zunehmend als gemanagter/Cloud-Zugang)
  • Kartenlesegerät und TI-fähige Hebammensoftware
  • KIM-Dienst (empfohlen)

Die gematik stellt dazu eine Checkliste speziell für Hebammen bereit; eHBA/SMC-B erhalten Sie zentral über das eGBR.

Was kostet die Anbindung?

Kosten hängen von Anbieter, Ausstattung und Servicegrad ab (z. B. Karten, KIM, Zugangsdienst, Einrichtung, ggf. Managed-TI).

Ein Teil wird über Refinanzierungen/Förderpauschalen getragen; Details variieren und können sich ändern.

Planen Sie einen moderaten Eigenanteil, insbesondere, wenn Sie Managed-/Cloud-Lösungen und Schulungen wünschen. (Wir besprechen das transparent im Erstgespräch und berücksichtigen aktuelle Pauschalen.)

Wie läuft die Anbindung ab?

In der Regel so:

  1. Beratung & Bedarfserhebung – individuell für Ihr Setting angepasst
  2. Bestellung der Komponenten (z. B. eHBA, Kartenterminal, VPN-Zugang)
  3. Installation & Einrichtung vor Ort oder remote
  4. Schulung im Umgang mit den neuen Abläufen
  5. Test & Freischaltung der TI-Funktionen

Wir empfehlen, den Prozess nicht zu unterschätzen – insbesondere der eHBA kann mehrere Wochen Bearbeitungszeit benötigen.

Welche Stolperfallen gibt es bei der TI-Anbindung?

  • Zu spät anfangen: Karten, Verträge und Schulungen brauchen Vorlauf: gerade vor Stichtagen wird es eng.
  • Technik ohne Blick nach vorn: Achten Sie auf Krypto-Umstellung & TI-Roadmap (TIM/ePA), um doppelte Investitionen zu vermeiden.
  • Nur Technik, keine Menschen: Planen Sie klare Zuständigkeiten, kleine Leitfäden und Kurzschulungen.
  • Alles allein stemmen: Nutzen Sie erfahrene Partner, die TI im Alltag mit Ihnen denken (Mobilität, Wochenbett, Kursbetrieb).

Fazit: Digital, sicher und mehr Zeit für die Familien

Die TI ist kein zusätzlicher Papierberg, sondern ein Werkzeug, das Hebammen spürbar entlasten kann, vorausgesetzt, Sie richten es passgenau auf Ihren Alltag aus. Wer jetzt strukturiert vorbereitet, startet ruhig in die neue Phase der Versorgung.

Weiterführende Infos & Unterstützung

Sie möchten tiefer einsteigen? In unseren kostenfreien Online-Terminen erklären wir die TI-Anbindung speziell für Heilmittelerbringer – mit Fokus auf Hebammen und Zeit für Ihre Fragen.

Schauen Sie in unseren Veranstaltungskalender und wählen Sie Ihren Wunschtermin.

Oder Sie möchten direkt sprechen? Kontaktieren Sie uns. Wir schauen auf Ihr Setting (freiberuflich, Praxis, Geburtshaus) und priorisieren gemeinsam die nächsten Schritte.

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